Rudergeschichte kehrt auf den Main zurück

Nachhaltigkeit und Sport. Was Sportartikelhersteller werbend in Verbindung setzen, trifft auf viele Rudervereine zu. Blicke in Bootshallen offenbaren oft Schätze aus Eschen- und Zedernholz. Stolz prangen Schellenbacher, Pirsch, Empacher oder gar Stämpfli auf Jahrzehnte alten Holzbooten. Die Unikate zeugen vom Geschick ihrer Erbauer. Heute ist die Konstrukteurs- und Handwerkskunst zum Bau von Holzeinern, in denen sich Leichtigkeit und Steifheit verbinden, jenseits der Züricher Stämpfli-Werft ausgestorben.

Dem Erhalt dieser Ruderkultur hat sich ein Team um Sportvorstand Dr. Michael Bedö beim Kitzinger Ruderverein von 1897 seit März verschrieben. In unzähligen Stunden wagten sich die Autodidakten an die Sanierung dreier Holzeiner – nicht fürs Museum oder den Galaplatz im Dachgiebel, sondern um sie wieder auf’s Wasser zu bringen. „Da gehören Boote hin. Dem Holzboot geht es wie dem Ruderer. Wenn es nicht regelmäßig Wasser sieht, dann schwindet es“, lobt der KRV-Chronist Heinrich „Beppo“ Hertkorn die Wiederbelebung.

Inwieweit Erich, Reblaus und Wasserläufer geschwunden sind, also im Vergleich zu Kunststoffbooten zu weich wurden, um sie zumindest auf Regattastrecken im Mastersbereich zu fahren, muss der Herbst zeigen. Eine lange Regatta-Geschichte weisen die zwischen 16 und 20 Kilogramm schweren Skiffs aber schon auf.  In der 1978 aus Vereinsmitteln bei Empacher beschafften Reblaus gewann etwa der KRV-Langstreckenruderer Gerhard Hofmann bei seinem Premierenstart im Masters-Einer 2009 die Boxbeutelregatta. Auch andere erfolgreiche KRV-Skuller wie Karin und Gerd Bock, Helga Staudt-Biber, Axel Schramm und Markus Drenkard fuhren die Reblaus oder den 1985 auch aus Vereinsmitteln bei Schellenbacher gekauften Wasserläufer.

Beeindruck tief in die Geschichte des deutschen Rudersports führt der 1938 bei Pirsch in Berlin produzierte Renneiner Erich. Das Boot gehörte lange Jahre Jette Hartner, deren Mädchenname Kaidel die Herkunft aus einer deutschen Ruderdynastie offenbart. Die Schwester des Doppelzweier-Olympiazweiten Bubi Kaidel (Schweinfurter RC Franken) wurde 1937 in die „Ruderzelle Berlin-Wannsee“ berufen und 1950 und 1951 deutsche Vizemeisterin im Einer. Hartner vermachte den Einer zu Lebzeiten an Heinrich Hertkorn. Hertkorn, der das Boot dem KRV vermachte, freut sich, „dass mit Erich ein Stück deutsche Rudergeschichte wieder in Kitzingen auf dem Main unterwegs ist.“

Erfahrung im Bootsbau? Handwerklich begabt? Der KRV ist auf der Suche nach Mitstreitern, die das Vorstandsteam künftig stundenweise bei der Instandsetzung und Wartung der Boote unterstützen. Bei Interesse Mail an sport@krv97.de

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