Wanderrudern? Wikinger und Römer errichteten so Siedlungen am Main, zogen in die Schlacht oder transportierten Waren. Seit rund 150 Jahren verbinden Wanderruderfahrten aber vor allem kameradschaftlich die Rudervereine an deutschen und europäischen Gewässern. Auch beim Kitzinger Ruderverein von 1897 wird das Wanderrudern gepflegt. Etwas „Galeeren-Feeling“ kommt auf, wenn die Mittwochsgruppe zur Barkenfahrt lädt. 2023 ging es für elf Teilnehmer zwischen 35 und 87 Jahren nach Churfranken.
Bei hochsommerlichen Temperaturen und Sonne satt setzte die Gruppe am Freitagmorgen bei Flusskilometer 167 in Bettingen ein. Mit frischen Kräften und unterstützt durch Strömung dank Regenfällen an den Vortagen war die Urpharer Mainschleife schnell erreicht. Erhaben grüßten die Jakobskirche aus dem 10. Jahrhundert und mächtige grüne Steilhänge, bevor die Barke nach kurzer Pause erst die Schleuse Eichel und bei km157 Wertheim und Kreuzwertheim passierte. Auf der baden-württembergisch-bayerischen Wassergrenze ging es mit ruhigem, kräftigem Schlag bis zum Schutzhafen Hasloch (km151). Nach 16 Kilometern machte es sich die Gruppe im Schatten eines Obstbaumes bequem. Nach weiteren zehn Hitzekilometern hieß es an der Schleuse Faulbach „nomen est omen“. Trotz gutem Pegel und Abfluss verweigerte der Schleusenmeister das Abschleusen. Nach 1¼ Stunden wurde mit einem Großschiff geschleust. Insbesondere den Senioren setzte das Warten spürbar zu, so dass die letzten drei Kilometer bis zum Sportboothafen Stadtprozelten (km 147) mit reduzierter Mannschaft gerudert wurden.
Für den Samstag wurde durch Fahrtenleiterin Margot Junker wohlweislich nur eine Morgenausfahrt angesetzt. Vorbei an Dorfprozelten und Collenberg ging es zur Schleuse Freudenberg (km134) und unterhalb der beeindruckenden Mainhölle-Buntsandsteinbrüche zum Yachtclub Miltenberg (125km). Nach insgesamt 42 Hochsommerkilometern und einer Weinprobe bei Ruderkamerad Philip Stich klang der Abend bei einigen Schoppen in Bürgstadt gesellig aus.
Am Sonntagmorgen hieß es noch: „Barke putzen“ und „kulturelle Bildung aufpolieren“ bei einer, durch den Wanderruderreferenten des Bay. Ruderverbands Ludwig Büttner gestalteten, Führung durch die Mildenburg. Traditionell endete die Wanderruderfahrt nach der Rückkehr nach Kitzingen mit einem gemeinsamen Grillen mit jenen Kameraden, denen es gesundheitlich verwehrt wurde, an der Fahrt teilzunehmen.