„Ich wüsste da jemanden, der das kann.“ Vielen Dank. So bekommt man neue, zeitintensive Aufgaben. Dank der spontanen Wortmeldung meiner Partnerin und im Herbst 2024 Co-C-Trainerschein-Aspirantin Sabrina auf die Frage von Mike „Wer könnte vielleicht einen Bericht zur Ausbildung verfassen?“ darf sich Ruderbayern jetzt über einen umfassend-kurzweiligen Bericht freuen. Viel Spaß bei der Lektüre, Daniel.
„Hey, ich bin Louisa, bin 13 und rudere seit drei Jahren im Einer. Und im Sommer wurde ich Bayerische Meisterin im Einer und Doppelzweier.“ Na super. Das erste Wochenende der Ausbildung zum Trainer C fängt ja gut an. Nachdem wir – 25 angehende Trainer zwischen 16 und Ende 50 aus allen Teilen des Freistaats – uns am Freitag in Oberschleißheim in Gruppenarbeit durchs DRV-Ruderleitbild gearbeitet haben und uns am Samstagmorgen, moderiert von Mike, darin versuchten, aus Videos erkannte Technikfehler in Kreuze im Korrekturbogen zu „übersetzen“, ließ uns der BRV auf den Einer-Lehrgang der 11- bis 13-Jährigen los. Oder besser gesagt: die Kids auf uns. Jeder sollte sich einen Coach für die nächsten zwei Stunden suchen.
Da ich seit 1,5 Jahren die Teenager des Kitzinger Rudervereins trainiere, sah ich der Aufgabe entspannt entgegen. Bis Louisa vor mir stand. Mein Glück: ich bin selbst Skiff-Fahrer, wenngleich nur als mit Mitte 30 spätberufener Master. Nach kurzer Sichtung war klar: bei der hinteren Umkehr und der ersten Phase des Freilaufs geht noch was in Sachen „schön aus dem Wasser kommen und Blätter mit ausreichend Abstand zum Wasser führen“. Ironischerweise auch meine Hauptherausforderung. Also: Balanceübungen und aufgebrochener Bewegungsablauf im Stand. Mit Louisas Gewicht/Schwerpunkt geht das auch im Einer entspannt. Die Glückliche. Und als der Pulk der anderen Teens weg war: Spielen mit Pausen, Druck, Schlagzahl sowie Rücklagewinkeln und Körperspannung in Fahrt. Dass die Heimtrainer die gleichen kleineren Probleme bearbeiten und Louisa das Training im Feedback als positiv bewertet, beruhigt mich. Doch das richtige Ehrenamt gewählt. Den anderen Trainerkursteilnehmern geht es ähnlich.
Auf zu Runde 2 am Sonntag nach Dehnen mit Evi und einer Einheit Trainingslehre mit Andrea. Und ja, die Schwierigkeit rutschte nochmal nach oben, auch wenn wir uns jetzt „gegenseitig“ trainieren sollten. Es war zwar gut gemeint, dass Mike mit Leon (RV Erlangen) und Roman (Regensburger RK) einen Doppelzweier besetzte, der sich durch unsere Anleitung finden sollte. Dass die beiden langjährigen Leichtgewichtsleistungsruderer die letzten Jahre zusammen im 2- und gelegentlich 2x verbrachten, machte die „Fehlersuche“ für Maxi (RGM), Jana (RVE) und mich allerdings nicht leichter. Mit verschiedenen Übungen versuchten wir, begleitet durch „Coachcoach“ Evi, ein leichtes Kippeln im Freilauf zu behandeln. Temporär hatten wir mit verschiedenen Ansätzen Erfolg. Roman und Leon arbeiten nach eigener Aussage auch „erst“ seit einem Jahr daran …
Nachdem ich am 1. Wochenende bei herrlichstem Wetter keinen einzigen Kilometer gerudert bin – auch dies wohl ein Schicksal von Trainern – nahm ich mir fürs 2. Wochenende vor, dies zu ändern. Spoiler: es hat geklappt. Durchaus kreativ. Am Freitag stand Strukturkunde mit Heidrun an. Exzerpt: Über 10.000 Mitglieder in 55 Rudervereinen. Gibt definitiv kleinere Nischensportarten im Freistaat! Praktischer wurde es beim „How to row safe“ mit Ludgar. Relevant dabei: Regeln und Vorschriften kennen. Das richtige Material haben bzw. Material richtig einsetzen. Und ganz wichtig: Kenntnis von dem, was man tut. Natürlich kam auch die besondere Stellung von Trainern als Garanten zur Sprache. Zusammenfassung frei nach Spiderman: great ehrenamt comes with great responsability!
Im Regattastreckennebel hieß es am Samstag erst mit Thorsten in der Theorie den Aufbau eines Anfängertrainings durchgehen – spannend wie heterogen erste Einheiten in den Vereinen gehandhabt werden. Dann wurde es so richtig spaßig. Also für den Teil von uns, der in den Booten saß und Anfänger mimte. Nichts da mit Rudern oder gar Strecke machen. Manche Boote legten nicht mal binnen 1,5 Stunden ab. Sehr realistisch simuliert. Von Kniespreizen bis Obelix-Schlag und natürlich „wo ist backbord?“ wurde unser „Altherren-Gigvierer“ (Markus (RC Brombachsee), Chris (ARC Würzburg), Sepp (RSC Rosenheim) und ich) nicht müde unsere Trainer auf Trapp zu halten. Am Nachmittag stand dann tiefergehende Technik- und Videoanalyse mit Ingo an. 1,5 Stunden durften wir, mit Handys bewaffnet, auf Trainerbooten RV-Erlangen-Sportler, Roman, Jana, Franz und Leon im 4x+ und den Trainer-Riemenneulings-Achter über die Olympiaregattastrecke „jagen“. Entspannt. Am Main habe ich beim Filmen aus dem Mobo keinen Chauffeur. Aber: immer noch 0 Kilometer selbst gerudert. Nach dem Abendessen: Videoanalyse, mit Blick auf die Eignung der Aufnahmen und auf technische Fehler der Sportler. Und natürlich waren die Wellen des Trainerboots schuld! An diesem Abend besonders gelernt: „Goldfischfaktor“. Danke Ingo, für dieses Wort, u.a. für das rasche Vergessen noch nicht internalisierten Wissens/Bewegungsabläufe.
Dunkel wars, der Mond schien helle, als ein Vierer radllampenhelle langsam aus der Halle bog, könnte man die dann folgende, spontane Idee beschreiben, die Maxi, Alex (RRV), Tara (Landshuter RV) und mich dann doch noch aktiv auf’s Wasser brachte: Mondscheinrudern. Danke Maxi für die Bootsorga! Im Lgw.-4x passte von Schuhen, über Spantbreite bis Rollbahn zwar fast nichts. Aber Vollmondrudern geht auf der Regattastrecke. Auf der Bundeswasserstraße Main leider nicht. Chance genutzt – und am Folgetag erfahren, dass sich irgendwo zwischen den Albano-System-Bojen, die doch den ein oder anderen Skull abbekommen haben, auch DLRG-Taucher im Dunkeln getummelt hatten …
Nach Tagesabschlussbier – auch dieser Austausch und Einblick in andere Vereinskulturen ist ein riesiger Gewinn der Trainerausbildung und initial für eine sich womöglich herausbildende Tradition (s.u.) – klang das Wochenende am Sonntag mit „Schulrudern“ mit Ludgar und Bootstechnik und Trimmen mit Ingo aus. Die praktische Einheit „Bootsvermessen“ habe ich allerdings „geschwänzt“, nachdem wir in diesem Jahr im KRV diverse Einer neu eingestellt haben. Stattdessen haben ich Maxi en revanche beim Anbau von Dollenwinkelplatten ans „Frankenstein-Kindergigboot“ der RGM geholfen. Fluchen und Hämmern inklusive. Riggern ist halt doch nicht nur „dunkle Kunst“, sondern auch Handwerk.
Regenwolken über uns. Schniefen und Husten um uns. Start ins dritte Wochenende Ende September. Passenderweise mit „Gesundheit im Rudersport“ mit Dr. med. Esther „Rumpfstabi“ Dingeldey. Spannender Vortrag mit überraschenden Zahlen. Nur bei 1/3 der Kids wird für’s Sportattest die Lunge untersucht. Gerade einmal ¼ fährt ein Belastungs-EKG. In diesem Moment realisiere ich, welch Segen es ist, wenn der eigene Sportvorstand gleichzeitig Sportmediziner ist! Dass die folgenden Inhalte zu „Symptome vollständig auskurieren“, über „easy Ausdauer zum Wiedereinstieg“ bis „Schlaf und Ernährung“ mir die komplette Folgewoche durch den Kopf spuken, hat jedoch damit zu tun, dass dieses 3. Wochenende wirklich mal sportlich ausfällt. In dem Fall: leider. Nach 55 Bootskilometern Mo-Mi und schniefenden Kids im Ergoraum am Do, komme ich schon platt an der Regattastrecke an. „Muss irgendwie. Ausruhen dann ab Montag.“ Also: Rest-Elan aufbringen für die „Zirkusausbildung light“ mit Vorturnerin Paula. Und wirklich: Es catcht mich. Denn was bei Paula so einfach aussah, triggert nach 1-2 Fails die Leistungsmotivation. Et voila: vieles gemeistert. Der Pezzi-Ball hat mir dann aber die Grenzen jenseits des Vierfüßlerstands aufgezeigt.
Bei Regen fragen wir uns am Sonntag mit Sportpsycho-Axel, wie es uns als Trainern gelingt, dass unsere Athleten ihre Leistung noch besser abrufen können. Wenig überraschend spielen dabei Ausdauer/Selbstdisziplin im Training eine ebenso große Rolle wie in Einklang stehende Zielsetzung/Anspruchsniveau/Zuversicht und Furchtlosigkeit. Von der Organisation des Oberstübchens gings direkt zur Organisation von Wanderruderfahrten mit Jan. Zusammenfassung: Planung, Planung, Planung. Genuss. Rücksicht. Go out and row – and always stay away from Gierfähren.
Just in time reißen die Regenwolken über Oberschleißheim auf. Nicht wirklich fit Rudern? Oder riskieren auf dem Mobo zusammengeregnet zu werden? Dann doch lieber Rudern! Entweder es geht mit Schniefen und Muskelkater bergauf – oder steil bergab. Dr. med. Esther wird kurz ausgeblendet – und der Renndoppelvierer mit Alex, Karl (RC Lech-Kaufering), Sepp und mir im Bug läuft erstaunlich gut. So gut, dass wir auch den zweiten 4x mit Adam (RCLK), Chris, Tara und Maxi stehen lassen, der uns übermotiviert zum Sprintduell herausgefordert hat. Nehmt das, ihr Leichtgewichte! Ja, auch angehende Trainer besitzen Spieltrieb.
Wenig überraschend ist bei mir nach der Einheit mit 13km und diversen Übungen noch mehr die Luft raus. Irgendwie noch das Krafttraining mit BRV-Landestrainerin Inga überstehen, ein zwei Bier den Kopf oben halten und dann der Müdigkeit nachgeben. Guter Plan. Klappt nur nicht ganz, weil ich den „Fehler“ mache, eine Trainerboot-Teilnahme beim Inn Beaver Race Anfang November in die Runde zu werfen – mit stabilem Zuspruch. Coole Sache. We’re going to Mühldorf! Darauf noch ein drittes Tannenzäpfle. Danke an dieser Stelle an die Vergnügungswarte Tara/Chris/Sepp für die formidable Versorgung die Wochenenden über!
Quasi damit wir in Mühldorf dann nicht negativ auffallen, lauschen wir am Sonntagmorgen Michaelas Ausführungen zu den DRV-Wettkampfregeln. Ich etwas gedämpft. Nebenhöhlen sind dicht. Wahrnehmung schwammig. „Steil bergab“ hat gewonnen. Irgendwie erwartbar. Aber wieso sollte man mit Mitte 30 schlauer sein? Unser Vorteil im November wird sein: wir müssen uns als Master keinen Kopf über Leistungsklassen und Vorjahressiege machen. Zum Abschluss des Wochenendes gings nochmal auf’s Mobo – Adam und Chris coachen ging noch irgendwie – nachdem wir mit Sabine legale und moralische Trainerverantwortung im Doping-Kontext diskutierten. Vor allem hängen geblieben: ja, die NADAmed-App sowie aktuelle Kölner Liste machen für Kaderathleten Sinn. Insbesondere A- und B-Kader können einem aber mit Blick auf „Überwachung/Strikes“ echt leidtun, wenn man sieht, dass sie gegen Sportler antreten, in deren Herkunftsländern die dortigen NADAs das System der Dopingkontrolle politisch unterstützt offen karikieren. Vollstes Verständnis für den Frust vieler Olympioniken diesen Sommer!
Im Nachgang des Wochenendes entfaltet dann die durch Maxi initiierte Whatsapp-C-Trainergruppe 2024 ihr volles Potential. Binnen einer Woche sind zwei Gig-4x+ samt Steuerleuten besetzt und Boote aus Waging und Rosenheim organisiert. Danke Sepp/Norbert! Zwei Mixed-Teams fiebern dem Jahresendspurt auf dem Inn fast genauso entgegen als dem Prüfungswochenende. Ich dagegen fiebere erstmal – Schädel und Schniefen inklusive.
Rechtzeitig zur Bocksbeutelregatta – liebe Inga, das ist ein seriöser Langstreckenrennevent, tu ihn dir 2025 ruhig mal an! – drei Wochen später aber wieder fit. Zeit im 1x passabel. Erneut einen Bocksbeutel gewonnen. Mühldorf kann kommen. Aber wir wären ja nicht „Trainer im Mastersalter“, würden wir nicht bereits am Vortag zu Sepps RSC Rosenheim anreisen. Logisch um beim Aufladen des geliehenen Bootes zu helfen. Vor allem aber, weil „die Franken“ Chris, Markus und ich zumindest einmal „Bergpanorama-Rudern“ genießen wollen. An dieser Stelle: offener Neid! Nach 12km, Sauna, Pizza und Bier #Kohlenhydrateauffüllen am Samstag trafen wir am Sonntag die bunt zusammengewürfelte C-Trainer-Gang in Mühldorf. Boot2 mit Norbert, Melanie, Markus und Jasmin, gesteuert von Corinna landete nach 6,5 herrlichen Inn-Kilometern im Mittelfeld des masters-geprägten Gigboot-Rennens. Stabil für die erste gemeinsame Fahrt! Für Trainer-Boot1 hatte Sepp – startend im RSCR-Boot – das Ziel hoch gesetzt: „Schneller sein, als die Dauersieger aus Bregenz!“ Angetrieben von Maxi am Steuer und Chris auf Schlag brachten Tara, Andrea und ich wirklich mit über 30sec Vorsprung die schnellste Zeit ins Ziel. Das Welser-System warf uns aber knapp auf den 4. Platz zurück. Egal. Praktisch gemeinsam die Kursinhalte angewandt, weiteres Teambuilding betrieben, charmante Herbstregatta besucht. Könnte eine C-Trainerausbildung-Tradition begründen.
Im herbstgrauen Nebelwetter stand dann Anfang November das abschließende Prüfungswochenende an. Von manchem mehr, von manchem weniger lernend vorbereitet. Erkenntnis meinerseits: Content ins Hirn pressen klappt mit Mitte 30 nicht mehr so leicht, wie mit 20. Egal. Mit der für Leistung wichtigen Zuversicht und angepasster Zielsetzung – schönen Gruß an Axel – ging’s am Samstag in die Theorieprüfung – nach „Trainer als Führungsperson“ mit Hubert und ernährungstechnisch maximal nicht vorbildlicher Großlerngruppe am Freitag (Anm. Ernährung war nicht Kursinhalt – vielleicht aufnehmen?). Von Sternfahrt – oder hieß es doch Mondfahrt … – bis Startberechtigung wurde breit abgefragt. Leistungsniveau: gespreizt. Aber alle souverän bestanden. Läuft. Merci an den neuen BRV-Ausbildungsreferenten Johannes, dass er sich korrigierend durch unser Gekritzel gekämpft hat!
Nachmittags bestand nochmal die Möglichkeit Herbstkilometer auf Wasser zu sammeln oder sich auf dem Mobo weitere Sicherheit für die Trainerprüfung zu holen. War nicht böse, nochmal mit Norbert, Markus und Sepp in den 4x zu dürfen – auch wenn ich mein Handgelenk-basiertes Aufdrehen dieses Jahr definitiv nicht mehr abtrainiert bekomme. Danke an alle die es versucht haben. Und „Sorry“ an alle, die das Pech hatten bei den Übungen hinter mir zu sitzen! Nach der letzten Theorieeinheit („Vereinsbindung“) mit Silke stand am Abend noch „Ergometer-Training“ mit Inga und Danny an. Leider wollte niemand spontan einen 2k mitfahren. Dann eben allein, um den Tag doch noch sportlich versöhnlich zu gestalten.
Am Sonntag dann „Abrudern 2024 Vol. 2“ mit Karl im 2x, betreut durch die Trainer-Prüflinge Markus, Norbert, Sepp und Alex – die souverän meine Handarbeit als Baustelle ausmachen. Dann Umziehen und Rollentausch. Aus dem Augenwinkel sehe ich Sabrina als Prüfling auf dem Mobo ihren Damen-Breitensport-4x begrüßen, bevor ich zu Inga und Danny ins Boot steige. Sepp, Markus, Norbert und Alex sind bereits eingefahren. 4x läuft ordentlich. Aber bei „gleicher Zuglänge“ und „stabiler Bootsdurchlauf“ geht definitiv noch was. 1,5km und drei instruierte Übungen später heißt’s auch für mich: Trainerprüfung erfolgreich bestanden. Die letzten Prüflinge müssen noch bis zum frühen Nachmittag warten. Dann: allgemeine Zufriedenheit und eine gewisse positive Erschöpfung.
Fazit: Schön war‘s. Frei nach Kafka – dem von MTV – „again what learnt“. Und: tolle andere angehende Trainer kennengelernt. Ruderkameraden ohne Angst vor Menschen wird die Ausbildung uneingeschränkt zur Nachahmung empfohlen. Denn – so auch jüngste Studien zu „Mitgliederzahlen in Sportvereinen“ und „verfügbare Trainer“: neue Trainer braucht das Land! Und außerdem: irgendwer muss 2025 ja auch die TrainerC-4x beim Inn Beaver Race rudern.